HR-Magazin
Bewerber richtig bewerten: So geht's!

Warum eine objektive Kandidatenbewertung so wichtig ist
Die Auswahl der richtigen Kandidaten für eine offene Stelle im Unternehmen ist von entscheidender Bedeutung. Schließlich sollen die neuen Mitarbeiter nicht nur fachlich gut qualifiziert sein, sondern auch zum Unternehmen und zum Team passen. Eine falsche Einstellung kann teuer werden, wenn der Kandidat oder die Kandidatin sich als Fehlbesetzung erweist.
Umso wichtiger ist es daher, Bewerberinnen und Bewerber möglichst objektiv und ganzheitlich zu bewerten. Dabei gilt es, typische Bewertungsfehler zu vermeiden, die die Entscheidung verzerren können. Nur durch eine strukturierte und faire Bewertung lassen sich diejenigen Identifizieren, die am besten zur Stelle und zum Unternehmen passen. Eine softwaregestützte Bewerbermanagement kann dabei helfen, mehr Objektivität und Vergleichbarkeit in den Bewertungsprozess zu bringen.
Bewertungsfehler vermeiden
Bei der Bewertung von Bewerbern können leicht unbewusste Fehler unterlaufen. Häufige Fehlerquellen sind:
Unbewusste Voreingenommenheit: Oft neigen Bewerter dazu, Bewerber mit ähnlichem Hintergrund oder Aussehen positiver zu bewerten.
Stereotypen: Bewerter orientieren sich manchmal an Stereotypen wie Geschlecht, Alter oder Herkunft, anstatt die Person individuell zu bewerten.
Äußerlichkeiten: Das Aussehen, die Kleidung oder das Auftreten eines Bewerbers sollte nicht in die fachliche Bewertung einfließen.
Eigene Stimmung: Auch die aktuelle Stimmung des Bewerters kann sich auf die Bewertung auswirken. Es gilt, einen kühlen Kopf zu bewahren und sachlich zu urteilen.
Vorurteile: Jeder Bewerber sollte vorurteilsfrei nach den gleichen Maßstäben beurteilt werden.
Um solche Bewertungsfehler zu vermeiden, ist es wichtig, sich der eigenen Voreingenommenheit bewusst zu werden, um dieser aktiv entgegenwirken zu können. Außerdem sollten klare Bewertungskriterien definiert werden, an denen sich der Bewerter orientieren kann.
Bewertungskriterien
Eine objektive Bewertung von Bewerbern erfordert klare und messbare Bewertungskriterien, die sich an den Anforderungen der ausgeschriebenen Stelle orientieren. Dabei sollten sowohl die fachlichen Qualifikationen als auch die persönlichen Kompetenzen berücksichtigt werden.
Folgende Aspekte sind für die Festlegung von Bewertungskriterien wichtig:
Welche Ausbildung und welches Wissen sind für die Stelle erforderlich? Zum Beispiel ein bestimmter Abschluss oder Programmierkenntnisse.
Welche beruflichen Erfahrungen und Kompetenzen sollten Bewerber idealerweise mitbringen? Wie viele Jahre Berufserfahrung sind nötig?
Welche überfachlichen Kompetenzen wie Kommunikationsstärke, Teamfähigkeit oder Problemlösungsvermögen sind relevant?
Passen die Werte und Persönlichkeit des Bewerbers zur Unternehmenskultur?
Oft sind diese Kriterien bereits in der Stellenbeschreibung festgehalten, weshalb es ratsam ist, sie genau zu kennen oder griffbereit zu haben. Eine präzise und überprüfbare Formulierung der Anforderungen ist entscheidend, um eine faire und transparente Auswahl sicherzustellen.
Vergleichbarkeit sicherstellen
Um eine objektive Bewertung von Bewerbern zu ermöglichen, ist es wichtig, Vergleichbarkeit zwischen den Bewertungen sicherzustellen. Dafür gibt es zwei wesentliche Hebel:
Einheitliche Bewertungsskalen
Die Verwendung einheitlicher Bewertungsskalen für alle Bewerber stellt sicher, dass die Bewertungen auch tatsächlich vergleichbar sind. Wenn jeder Bewerter seine eigene Skala verwendet, lässt sich kaum beurteilen, ob eine 3 von Bewerter A dem gleichen Qualitätsniveau entspricht wie eine 3 von Bewerter B. Mit vorgegebenen Skalen ist dies einfacher.
Gleiche Kriterien
Zweitens sollten alle Bewerber auch anhand der gleichen Kriterien beurteilt werden. Wenn der eine Bewerter den Fokus auf fachliche Qualifikation legt, der andere aber mehr auf Soft Skills achtet, führt das wiederum zu Verzerrungen. Es braucht eine vorher festgelegte Gewichtung der Kriterien, die für alle Bewertungen gleich ist.

Strukturierter Prozess
Ein strukturierter Prozess ist entscheidend, um Bewerber möglichst objektiv zu bewerten. Ein Bewertungsbogen mit einheitlichen Bewertungsskalen sorgt für Konsistenz zwischen verschiedenen Bewertern. Der Bogen enthält die wichtigsten Kriterien, anhand derer die Eignung gemessen wird. Dazu können fachliche Qualifikation, soziale Kompetenzen oder kulturelle Passung gehören.
Mehrere Bewerter
Einzelne Bewerter neigen dazu, sich auf bestimmte Kriterien zu fokussieren oder von Sympathie leiten zu lassen. Oft ist es daher hilfreich, wenn mehrere Personen unabhängig voneinander die Bewerber bewerten. Nur so lassen sich unterschiedliche Perspektiven und Meinungen einholen. Idealerweise kommen die Bewerter aus verschiedenen Bereichen und bringen so unterschiedliche Erfahrungen und Blickwinkel mit. Mehrere Bewerter tragen auch zu einer höheren Fairness und Objektivität bei. Bewerber haben so die Chance, von unterschiedlichen Personen beurteilt zu werden. Ihre Stärken und Schwächen können vielseitiger betrachtet werden.
Bewertungen unabhängig vornehmen
Um eine möglichst objektive Bewertung zu erreichen, sollten Bewerter ihre Einschätzung unabhängig von anderen Bewertern erstellen. Dies bedeutet, dass sie idealerweise keine Kenntnis von vorherigen Bewertungen anderer haben sollten, wenn sie selbst eine Bewertung abgeben. Dies verhindert, dass Bewerter unbewusst von bereits existierenden Bewertungen beeinflusst werden. Stattdessen kann sich jeder Bewerter eine eigene, unvoreingenommene Meinung bilden. Die Bewertungen werden dadurch objektiver und lassen sich im Nachhinein auch besser vergleichen und diskutieren.
Fokus auf Fakten
Bei der Bewertung von Bewerbungen ist es wichtig, sich auf die konkreten Angaben im Lebenslauf und im Anschreiben zu konzentrieren und eigene Interpretationen zu vermeiden. Überprüfe möglichst objektiv, ob die angegebenen Qualifikationen und Erfahrungen mit den Anforderungen der Stelle übereinstimmen. Vermeide es, zwischen den Zeilen zu lesen oder Mutmaßungen über Persönlichkeit oder Motivation anzustellen. Nur so kann eine faire und vergleichbare Bewertung sichergestellt werden. Achte außerdem auf Lücken im Lebenslauf oder besondere Stationen und frage nach diesen im Bewerbungsgespräch, um möglicherweise interessante Einblicke und zusätzliche Perspektiven auf den Bewerber zu erhalten.
Software-Unterstützung
Spezielle Bewerbermanagement-Systeme wie INJOBS können den Bewertungsprozess deutlich objektiver und fairer gestalten. Sie sorgen für eine hohe Vergleichbarkeit, indem einheitliche Bewertungsskalen und Kriterien genutzt und erstellt werden können. Außerdem wird Voreingenommenheit minimiert, indem die Bewertungen anderer erst nach Abgabe der eigenen Einschätzung eingesehen werden können. Anschließend wird ein standardisierter Score vergeben, der die Bewerbungen untereinander vergleichbar macht. Durch die strukturierte Vorgehensweise wird der Bewertungsprozess nicht nur fairer, sondern auch effizienter, da mehrere Bewerter gleichzeitig und unabhängig voneinander Feedback geben können.
Fazit
Die Bewertung von Bewerbern sollte in einer strukturierten und unabhängigen Weise erfolgen. Es ist wichtig, sich der eigenen möglichen Voreingenommenheit bewusst zu sein und sich stattdessen auf objektive Fakten zu konzentrieren, um Bewertungsfehler zu vermeiden.
Folgende Punkte sind besonders wichtig:
Klare Bewertungskriterien festlegen
Vergleichbarkeit durch einheitliche Bewertungsskalen sicherstellen
Jeden Bewerber anhand der gleichen Kriterien beurteilen
Bewertungen erst unabhängig vornehmen, dann abgleichen